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Klinische Perfusion

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Kardiotechnik

Herzunterstützungs-Systeme

Herzunterstützungssysteme und Kunstherzen sind bahnbrechende medizinische Technologien, die entwickelt wurden, um Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz zu helfen, deren Herz nicht mehr ausreichend pumpen kann. Diese fortschrittlichen Geräte kommen zum Einsatz, um die Pumpfunktion des geschwächten Herzens zu unterstützen oder es vorübergehend vollständig zu ersetzen.

Herzunterstützungssysteme werden implantiert, um den Blutfluss im Körper aufrechtzuerhalten und die Belastung des geschwächten Herzens zu verringern. Sie unterstützen die Arbeit der Herzkammern und verbessern so die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Körpers. Diese Systeme können vorübergehend als Brücke zur Transplantation oder als langfristige Lösung eingesetzt werden.
Kunstherzen, auch als Herzersatztherapie bezeichnet, sind mechanische Geräte, die das natürliche Herz vollständig ersetzen können. Sie übernehmen die Aufgabe des Pumpens von Blut in den Körper. Kunstherzen werden oft bei Patienten eingesetzt, die auf eine Herztransplantation warten oder bei denen eine Transplantation nicht möglich ist. Sie können temporär oder dauerhaft implantiert werden und bieten den Patienten eine Möglichkeit, ihr Leben trotz schwerer Herzinsuffizienz fortzusetzen.

Die Entwicklung von Herzunterstützungssystemen und Kunstherzen hat einen bedeutenden Fortschritt in der Herzmedizin ermöglicht. Sie haben die Überlebensraten verbessert, die Lebensqualität der Patienten gesteigert und die Möglichkeiten der Behandlung von Herzinsuffizienz erweitert. Durch ständige Weiterentwicklung und Innovation werden diese Technologien zunehmend effektiver, kleiner und langlebiger.

Herzunterstützungssysteme (Ventricular Assist Devices, VAD) werden eingesetzt, wenn das Herz nicht mehr genug Pumpleistung erbringt, entweder bis sich das Herz erholt hat (Bridge to Recovery) oder bis zur Transplantation (Bridge to Transplant). Manchmal wird auch von Bridge to Bridge oder Bridge to Decision gesprochen, wenn noch keine Entscheidung über eine endgültige Therapie getroffen wurde. Von den neueren Systemen sind manche auch für eine permanente Unterstützung (Permanent Support, Destination Therapy) gedacht.
Als Blut-Pumpen stehen verschiedene Typen zur Verfügung:

Dabei wird unterschieden in linksventrikuläre Unterstützungssysteme (Left ventricular assist devices, LVAD), rechtsventrikuläre Unterstützungssysteme (Right ventricular assist devices, RVAD) und biventrikuläre Unterstützungssysteme (Biventricular assist devices, BVAD).


Indikationen zur Implantation eines linksventrikulären Unterstützungssystems
  • Akutes myokardiales Pumpversagen nach HLM-OP
  • Überbrückung vor Transplantation (z.B. Kardiomyopathie)
  • Überbrückung bei akuter Abstoßungsreaktion nach Transplantation

Evaluationskriterien zur Implantation eines LVAD
  • LVEF <25 % und max. Sauerstoffaufnahme von < 12 ml/kg/min oder < 50 % des Vorhersagewertes
  • Mindestens 2 Herzinsuffizienzhospitalisierungen in den letzten 12 Monaten
  • Inotropikaabhängigkeit (nach dokumentiertem Weaning-Versuch)
  • Progressive Endorgandysfunktion (sich verschlechternde Nieren- oder Leberfunktion, WHO-Typ 2 pulmonale Hypertension oder kardiale Kachexie)
  • Hypoperfusion, welche nicht durch inadäquat niedrige ventrikuläre Füllungsdrücke erklärt werden kann (PAWP > 20 mmHg und SBP <80–90 mmHg oder Cardiac Index ≤ 2 l/min/m2)
  • Mindestens moderate rechtsventrikuläre Funktion ohne schwere Trikuspidalklappeninsuffizienz
  • Refraktäre ventrikuläre Arrhythmien


Weiterführender Link: Konsensuspapier DGK, DGTHG Stand: 2022


Mögliche Risiken und Komplikationen im Zusammenhang mit der Implantation und der Verwendung eines ventrikulären Unterstützungssystems (VAD) sind:

Blutung

Jede Operation kann das Blutungsrisiko erhöhen.

Blutgerinnsel

Wenn das Blut durch ein VAD fliesst, können sich Blutgerinnsel bilden. Ein Blutgerinnsel aus einem VAD kann den Blutfluss verlangsamen oder blockieren, was zu Schlaganfall, Herzinfarkt oder Problemen mit dem Gerät führen kann.

Infektion

Da sich die Stromquelle und die Steuereinheit für das VAD ausserhalb des Körpers befinden und über ein Kabel durch eine kleine Öffnung in der Haut verbunden sind, besteht ein erhöhtes Risiko, dass Keime in den Körper gelangen. Dies kann zu einer Infektion an der Eintrittsstelle oder im Blut führen.

Geräteprobleme

Manchmal funktioniert ein VAD nicht mehr richtig, nachdem es implantiert wurde. Beispielsweise kann es sein, dass das Gerät das Blut nicht richtig pumpt oder die Stromversorgung ausfällt. Jedes dieser Probleme erfordert eine sofortige ärztliche Behandlung und kann einen Austausch der Pumpe erforderlich machen.

Rechtsherzversagen

Wenn ein LVAD implantiert ist, pumpt die linke Herzkammer mehr Blut als früher. Die rechte Herzkammer kann zu schwach sein, um die erhöhte Blutmenge zu verarbeiten. Manchmal erfordert dies eine temporäre Pumpe, um die rechte Herzkammer zu unterstützen.


Leben mit einem Kunstherz
Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Interessierte (PDF), Herausgeber: Deutsche Herzstiftung 2019

Lehrstuhl für Angewandte Medizintechnik am Helmholtz-Institut Aachen (HIA)
Die Schwerpunkte der Arbeitsgruppe Kardiovaskuläre Technik liegen traditionell im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems. Hier werden sowohl grundlagenorientierte als auch anwendungsbezogene Projekte im Bereich von Blutpumpen und Herzklappen verstärkt bearbeitet.


Gemacht mit von Schulze & Schulze (AT/CH)